Nische versus All-Rounder: Vor- und Nachteile für Berater

​Viele Dienstleister der beratenden Berufe starten mit einem Bauchladen, sprich als Allrounder, der anbietet, was gerade nachgefragt wird. Erst später wird aus dem Anwalt der Fachanwalt, aus dem Paarberater der Coach für interkulturelle Ehe und aus dem BWL-ler der Unternehmensberater, der überzeugende Businesspläne für Gründer verfasst.

Und immer, wenn der Umsatz schwächelt, fragen sich sowohl Bauchladenbesitzer wie auch die Nischen-Besetzer: „Würde es besser laufen, wenn ich mich anders entschieden hätte?“

Schauen wir uns doch mal die Vor- und Nachteile an (zum Klicken).

Vorteile einer Nische

Nachteile einer Nische

Vorteile des All-Rounders

Nachteile des All-Rounders

Fazit

Weniger Konkurrenz, mehr Spezialisierung:

Wenn du der einzige Imker in der Stadt bist, wirst du auch der einzige sein, der Honig verkauft. Das ist natürlich ein großer Vorteil, denn du hast keine Konkurrenz. Du kannst deine Preise selbst bestimmen und dich als Experte etablieren.

Aber Achtung: Wenn du deine Nische zu eng wählst, kann es sein, dass du gar keine Kunden findest. Wenn du zum Beispiel der einzige Imker in Deutschland bist, kennen nur wenige Menschen Honig und fragen nie danach. Dann musst du erstmal den Bedarf wecken und den Menschen zeigen, wie Honig ihre Welt besser macht.

Zielgruppenspezifische Ansprache:

In einer Nische kannst du deine Zielgruppe besser verstehen und ihre Bedürfnisse und Probleme gezielter ansprechen. Dadurch kannst du maßgeschneiderte Lösungen anbieten, die deine Kunden wirklich brauchen. Du schreibst dann Landingpages und Blogartikel, bei denen sie nicken, weil sie das Gefühl haben, dass sie jemand versteht  – was du ja auch tust.

Das ist ein wichtiger Vorteil, denn Kunden sind immer bereit, mehr zu zahlen, wenn sie das Gefühl haben, dass sie etwas Besonderes bekommen.

Höhere Wertschätzung und Honorare:

Als Experte in einer Nische kannst du höhere Honorare verlangen. Kunden sind oft bereit, einen Premiumpreis für eine maßgeschneiderte Lösung zu zahlen, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Denn: Es verringert das Risiko, dass dir derjenige etwas vom Pferd erzählt und dann auf einem Esel daher kommt.

Expertenstatus zu haben ist natürlich eine tolle Sache, aber es bedeutet auch, dass du deinen Kunden einen wirklichen Mehrwert bieten musst, der deine ebenfalls spezialisierte Konkurrenz aussticht.

Kundenbindung und Empfehlungen:

Durch die Fokussierung auf eine Nische kann man langfristige Kundenbindung fördern. Denn wenn man genau die Probleme und Anliegen der Zielgruppe versteht und Lösungen anbietet, steigt die Wahrscheinlichkeit von wiederkehrenden Kunden. Zudem ist es wahrscheinlicher, dass zufriedene Kunden in ihrer Nische Empfehlungen aussprechen.

Herausstechen aus der Masse:

Indem du dich in einer Nische positionierst, kannst du aus der Masse der Allgemeinheit hervorstechen. Du baust dein eigenes Profil auf und kannst deine Persönlichkeit und Einzigartigkeit in deine Arbeit einfließen lassen. Nicht 08/15-Massenware, sondern Einzelstück.

Das ist ein wichtiger Vorteil, denn auch deine Kunden wollen etwas Einzigartiges, einen Vorteil, eine besonders smarte Lösung. Wenn du ihnen etwas bieten kannst, was sie sonst nirgendwo finden, wirst du die überzeugen, die optimal zu dir passen.

Fokus und Effizienz:

Durch die Konzentration auf eine Nische kannst du dich auf das Wesentliche konzentrieren und effizienter arbeiten. Du entwickelst ein tiefes Verständnis für deinen spezifischen Bereich und kannst deinen Workflow entsprechend optimieren.

Das ist ein großer Vorteil, denn es bedeutet, dass du mehr Zeit hast, dich um deine Kunden zu kümmern. Du kannst dich auf die Dinge konzentrieren, die wirklich wichtig sind, und musst dich nicht mit unnötigen Aufgaben herumschlagen (oder erstmal herausfinden, wie das geht, was du ihnen versprochen hast).

Eingeschränktes Kundenspektrum:

Durch die enge Spezialisierung auf eine Nische kann es sein, dass du ein kleineres Kundenspektrum hast. Das bedeutet, dass dein Erfolg von einer begrenzten Anzahl von Kunden abhängt.

Das ist ein Risiko, das du eingehen musst, wenn du dich für eine Nische entscheidest. Aber bewerte es nicht zu hoch. Du bist kein Konzern, der nur überlebt, wenn er Millionen-Umsätze macht.
Wenn du dich gut auf deine Zielgruppe fokussierst, kannst du auch mit einem kleineren Kundenspektrum erfolgreich sein. (Sei realistisch: Wie viele zahlenden Kunden brauchst du, um erfolgreich zu sein und wie viele potenzielle Kunden laufen da draußen rum?)

Potenzielle Marktschwankungen:

Eine Nische kann risikoreicher sein, insbesondere wenn sie von spezifischen Trends oder Marktschwankungen abhängt. Es ist wichtig, dass du immer über die Entwicklungen in deiner Nische auf dem Laufenden bleibst und bereit bist, dich anzupassen, falls sich die Bedingungen ändern.

Das ist ein wichtiger Punkt, den du beachten musst: Wenn du dich in einem Bereich befindest, der schnelllebig ist, musst du bereit sein, dich ebenso schnell anzupassen.

Begrenztes Wachstumspotenzial:

Da eine Nische eine spezifische Zielgruppe hat, kann das Wachstumspotenzial begrenzter sein als in einem breiteren Markt. Wenn du jedoch in der Lage bist, deine Nische erfolgreich zu dominieren, gibt es dennoch genügend Raum für Erfolg und Wachstum.

Wenn du ein Unternehmen gründen willst, das schnell wächst, ist eine Nische vielleicht nicht die beste Wahl. Aber das zu beurteilen ist nicht mein Job.

Größeres Kundenspektrum:

Wenn du alles machst, machst du alles richtig. Oder so ähnlich. Wenn du dich nicht auf eine bestimmte Nische festlegst, kannst du deine Dienstleistungen oder Produkte einer breiteren Zielgruppe anbieten. Das bedeutet, dass du mehr Kunden und Aufträge gewinnen kannst.

Mehr Flexibilität:

Du bist nicht gebunden an eine bestimmte Nische und kannst daher flexibler sein. Du kannst verschiedene Projekte und Kunden annehmen und deine eigenen Interessen und Fähigkeiten erkunden. Die große Freiheit und frische Abwechslung wehen um deine Nase.

Potenziell stabileres Einkommen:

Wenn du ein breites Portfolio hast, hast du möglicherweise eine stabilere Einkommensquelle. Du kannst verschiedene Arten von Projekten annehmen und deine Einnahmen aus verschiedenen Quellen beziehen. Das kann dich von Schwankungen in einem bestimmten Marktsegment absichern.

Mehr Möglichkeiten zur Expansion:

Wenn du nicht auf eine bestimmte Nische beschränkt bist, hast du größere Möglichkeiten, dein Geschäft zu erweitern und in Nachbar-Märkte vorzudringen. Du kannst dich auf verschiedene Branchen und Geografien ausdehnen und dein Wachstumspotenzial maximieren. (Theoretisch. Denn praktisch kostet das eine Menge Kraft und Ressourcen.)

Kreative Freiheit:

Als All-Rounder hast du die Freiheit, kreativ zu sein und verschiedene Arten von Projekten durchzuführen. Du kannst deine kreativen Fähigkeiten in einer Vielzahl von Bereichen einsetzen und einen abwechslungsreichen Bauchladen als Berater vor dir hertragen.

Stärkere Konkurrenz:

Wenn du kein konkret zugespitztes Angebot hast, musst du dich möglicherweise mit einer größeren Konkurrenz auseinandersetzen. Vor allem mit der Konkurrenz, die sich über den Preis abgrenzt. Es kann schwieriger sein, sich von anderen abzuheben und Kunden zu gewinnen, da es viele Anbieter gibt, die ähnliche Dienstleistungen anbieten und das macht dein Angebot vergleichbar.

Weniger Fachwissen:

Wenn du dich nicht auf eine bestimmte Nische konzentrierst, hast du möglicherweise weniger spezifisches Fachwissen in einem bestimmten Bereich. Das kann erfordern, dass du kontinuierlich lernst und dich in verschiedene Themen einarbeitest, um wettbewerbsfähig zu bleiben. In die Tiefe eines Themas kommst du so eher nicht.

Ständig neue Prozesse:

Mal sind es drei Schritte, mal sieben. Mal braucht es diese Methode, mal jene. Das macht es dem All-Rounder schwer, ausgeklügelte Prozesse und einen „productized Service“ zu entwickeln, sprich: einen durchdachte Ablauf, der sich weiter optimieren lässt.

Am Ende des Tages liegt die Wahl zwischen Nische und dem All-Rounder bei dir.

Und unter uns: Es ist auch möglich, eine Kombination aus beidem zu finden, indem du dich in einer Nische positionierst, aber auch gelegentlich Projekte außerhalb deines Hauptgebiets annimmst. Wer soll dich daran hindern? (Ich sag‘s auch nicht weiter.)